Zusammenleben

Warum manche Katzen heimlich zwei Familien haben und Hunde nicht

By
Andrea

Katzen sind bekannt dafür, dass sie ihre Freiheit lieben und gerne auf Entdeckungstouren gehen. Manchmal finden sie dabei sogar ein zweites Zuhause oder eine zweite Familie, die sie heimlich besuchen. Im Gegensatz zu Hunden, die eher auf ihre Besitzer fixiert sind, können Katzen unabhängiger leben und Beziehungen zu verschiedenen Menschen aufbauen.

Drei Biologen haben dem Magazin "Stern" erklärt, warum Katzen dieses Verhalten zeigen und wie Menschen damit umgehen können. Der Biologe Dennis C. Turner betont, dass man fremde Katzen nicht füttern sollte, da dies die Beziehung zwischen der Katze und ihren ursprünglichen Besitzern zerstören kann. Es kann auch gesundheitsschädlich für das Tier sein. Turner rät, nett mit den Nachbarn zu sprechen, wenn die eigene Katze dort auftaucht.

Ein Beispiel für das Doppelleben einer Katze ist der Fall eines Katers am Stadtrand von Wien. Als er die Diagnose Diabetes erhielt, bekam er von seiner Besitzerin ein Halsband mit der Telefonnummer und der Bitte, ihn nicht zu füttern. Daraufhin meldeten sich vier ältere Damen bei der Besitzerin, die den Kater schon lange kannten und ihn regelmäßig fütterten.

Katzen sind bekannt dafür, dass sie ihre Freiheit lieben.

Es gibt viele Gründe, warum Katzen sich ein zweites Zuhause suchen. Veränderungen im Haushalt, wie ein neuer Partner oder die Geburt eines Kindes, können für das Tier stressig sein. Auch das Angebot von leckerem Futter bei den Nachbarn kann verlockend sein. Manchmal akzeptieren Menschen das Doppelleben ihrer Katzen und sprechen sich sogar mit den Nachbarn ab, zum Beispiel während Urlaubszeiten.

In anderen Fällen kann es jedoch zu Streitigkeiten kommen, bei denen Anwälte eingeschaltet werden, um Unterlassungsanordnungen zu erwirken. So soll verhindert werden, dass die Katze von den Nachbarn weiterhin gefüttert oder ins Haus gelassen wird.

Der österreichische Biologe und Verhaltensforscher Kurt Kotrschal erklärt, dass die Unabhängigkeit von Katzen in ihrer Persönlichkeit begründet liegt, die aus Evolution und Domestizierung resultiert. Im Gegensatz zu Hunden, die von Wölfen abstammen und in Rudeln leben, sind Katzen individualistischer und binden sich weniger stark an ihre Menschen.

Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass die Hirnstruktur von Katzen ein Grund dafür ist, warum sie keine komplexen Sozialbeziehungen eingehen. "Wenn sie Menschen gut findet, findet sie Menschen generell gut", sagt der Wissenschaftler.

Ein einfacher Weg, um zu verhindern, dass Katzen zu einer anderen Familie ziehen, ist, sie im Haus zu halten. Dies kann auch aus Sicherheitsgründen und zum Schutz von Singvögeln sinnvoll sein. Allerdings sind nicht alle Menschen bereit, ihre Katzen einzusperren, und manchmal ziehen die Tiere trotzdem um.

Der Verhaltensbiologe Immanuel Birmelin aus Freiburg rät in solchen Fällen, den Wunsch der Katze zu respektieren. Er betont, dass Tiere ihre Entscheidungen treffen und dafür rationale Gründe haben. Anstatt juristischen Beistand bei einem Katzen-Umzug zu suchen, sollte man sich lieber Gedanken darüber machen, warum die Katze ausgezogen ist und wie man sie dazu bringen kann, freiwillig wieder nach Hause zurückzukehren.

Abgesehen von den individuellen Fällen von Katzen, die ein Doppelleben führen, ist das Thema Tiermisshandlung ein größeres und ernsteres Problem. Viele Tiere leiden unter schlechten Haltungsbedingungen, Vernachlässigung oder sogar direkter Gewalt durch ihre Besitzer. Es ist wichtig, sich der Bedürfnisse unserer Haustiere bewusst zu sein und ihnen ein sicheres, liebevolles und artgerechtes Zuhause zu bieten.

Tierorganisationen und -schutzvereine setzen sich dafür ein, das Bewusstsein für Tierwohl und Tierrechte zu schärfen und auf Missstände hinzuweisen. Sie bieten oft Informationen und Ressourcen an, um Tierhalter bei der artgerechten Haltung und Pflege ihrer Tiere zu unterstützen. Auch die Zusammenarbeit mit Tierärzten und Tierverhaltensforschern ist entscheidend, um das Verständnis für die Bedürfnisse von Tieren zu erweitern und ihre Lebensbedingungen zu verbessern.

In vielen Ländern gibt es Gesetze zum Schutz von Tieren, die Mindeststandards für ihre Haltung festlegen und Strafen für Tiermisshandlung vorsehen. Es ist wichtig, diese Gesetze konsequent durchzusetzen und sie bei Bedarf zu überarbeiten und zu erweitern, um einen besseren Schutz für alle Tiere zu gewährleisten.

Insgesamt ist es entscheidend, dass Menschen sich der Verantwortung bewusst sind, die sie gegenüber ihren Haustieren haben. Dies beinhaltet, ihre Bedürfnisse zu verstehen und zu respektieren, ihnen ein angemessenes Zuhause und Fürsorge zu bieten und im Falle von Katzen möglicherweise auch ihr Doppelleben zu akzeptieren. Letztendlich liegt das Wohl unserer Haustiere in unseren Händen, und es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass sie ein glückliches und gesundes Leben führen können.