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Putenmast in der Kritik: Schärfere Vorgaben geplant

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Daniela

Die Verbesserung des Tierwohls in der industriellen Tierhaltung ist schon seit Jahren ein Thema, das auch politisch angegangen wird. Nun hat das Bundeslandwirtschaftsministerium Eckpunkte für schärfere Mindestanforderungen an das Halten von Mastputen formuliert. Eine der Vorgaben ist eine Begrenzung der sogenannten Besatzdichte, also wie viele Tiere pro Quadratmeter gehalten werden dürfen. Diese Begrenzung soll per Gesetz geregelt werden und würde bedeuten, dass künftig nur noch 40 Kilogramm pro Quadratmeter gehalten werden dürfen. Bisher sind bei Putern 58 Kilogramm Lebendgewicht pro Quadratmeter üblich, allerdings auf Basis einer freiwilligen Selbstverpflichtung. Wolfgang Schleicher, Geschäftsführer des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft, befürchtet, dass die neue Regelung das Ende der Putenhaltung in Deutschland bedeutet.

Die Haltung von Mastputen in der Industrie hat bereits zuvor kritische Stimmen hervorgerufen. Ein Bericht des SWR zeigt, dass Millionen von Puten unter schmerzhaften Veränderungen an der Brusthaut leiden, weil sie sich im Maststall wundgelegen haben. Etwa 1,2 Millionen Tiere litten an schweren Entzündungen an den Fußballen, weil die Einstreu durch Kot und Urin zu feucht war. Zudem wird fast allen Putenküken die Schnabelspitze amputiert, um schwere Verletzungen durch die Tiere zu vermeiden. Nicole Kemper, eine renommierte Tierschutz-Expertin von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, begrüßt die verpflichtenden gesetzlichen Vorgaben für die Putenhaltung, sieht aber die Besatzdichte von 40 Kilogramm pro Quadratmeter kritisch. Sie betont, dass die Besatzdichte allein nicht ausschlaggebend ist und das Tierwohl von verschiedenen Faktoren wie zum Beispiel Beschäftigung, Gruppengröße, Genetik und Auslauf abhängt.

Die neuen Vorgaben sollen dazu beitragen, das Tierwohl zu verbessern und das Leiden der Tiere zu reduzieren.

Allerdings sieht man auch im Bundeslandwirtschaftsministerium die Gefahr, dass bei der Umsetzung dieser Vorgabe viele deutsche Putenhalter aufhören und die Putenhaltung ins Ausland abwandert. Dann würde Deutschland Putenfleisch aus Ländern importieren, in denen die Vorgaben nicht so streng sind und es bestünde kein Einfluss mehr auf die Umsetzung von Tierschutz. Das Ministerium fordert seit Jahren eine EU-weite Regelung, jedoch ist nicht absehbar, wann solche Anforderungen auf EU-Ebene festgelegt werden. Es wird angemessene Übergangsfristen geben, da es sich um einen laufenden Arbeitsprozess handelt, aber zum jetzigen Zeitpunkt können keine weiteren Details genannt werden.

Für Landwirt Phillip W. aus Nordrhein-Westfalen bedeutet die neue Regelung das Aus für seinen Betrieb. Er mästet auf etwas über 1200 Quadratmeter rund 3200 Tiere mit einer Besatzdichte von 2,6 Tieren pro Quadratmeter und lebt von der Putenmast. Wenn die Besatzdichte auf 40 Kilogramm pro Quadratmeter reduziert wird, wird er nur noch rund 2300 Tiere mästen dürfen, was für seinen Betrieb nicht rentabel ist. Er befürchtet, dass das Produkt dann nicht mehr auf dem Markt gefragt sein wird, da es zu teuer wird.

Trotzdem gibt es auch positive Stimmen zu den neuen Vorgaben. Die Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums begründet die geplanten Änderungen damit, dass die bisherigen Haltungsbedingungen mit einem hohen Risiko für das Auftreten von Erkrankungen, Verletzungen und Verhaltensstörungen für die Tiere verbunden seien. Dies könne bei betroffenen Tieren zu erheblichen Schmerzen, Leiden und Schäden führen. Die neuen Vorgaben sollen dazu beitragen, das Tierwohl zu verbessern und das Leiden der Tiere zu reduzieren.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die neuen Vorgaben auf die Putenhaltung in Deutschland auswirken werden. Die Debatte um die Verbesserung des Tierwohls in der industriellen Tierhaltung wird jedoch weiterhin geführt werden. Es ist zu hoffen, dass die Vorgaben dazu beitragen, das Leiden der Tiere zu reduzieren, ohne dass die Putenhaltung in Deutschland darunter leiden muss.

Zusätzlich ist zu erwähnen, dass die Diskussion um das Tierwohl in der industriellen Tierhaltung nicht nur auf die Putenhaltung beschränkt ist. Auch in anderen Bereichen der Tierhaltung gibt es Kritik an den bestehenden Bedingungen. Zum Beispiel sind die Bedingungen in Schweinemastbetrieben ebenfalls umstritten. In den letzten Jahren hat es mehrere Skandale in der Fleischindustrie gegeben, bei denen das Tierwohl missachtet wurde. Es ist zu hoffen, dass die Diskussion um das Tierwohl in der industriellen Tierhaltung zu einer Verbesserung der Bedingungen für die Tiere führt und dass die Verbraucherinnen und Verbraucher ein Bewusstsein für die Bedingungen, unter denen ihr Fleisch produziert wird, entwickeln.