P_WAC: eine Organisation, die vom Aussterben bedrohte Affen rettet

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Andrea A.

Die Situation der Menschenaffen in Afrika ist zur jetzigen Stunde mehr als besorgniserregend. In diese Kategorie fallen Gorillas, Bonobos und Schimpansen. Sie alle könnten wegen diverser Bedrohungen wie der Wilderei oder der Entwaldung bald aussterben.Die Erhaltung der Primaten sowie ihres Lebensraums ist von enormer Bedeutung und viele Menschen auf der ganzen Welt kämpfen für ihr Überleben.Dies ist auch der Fall beiAmandine Renaud. Sie ist Primatologin, Doktorandin in Anthropologie und Gründerin des Erhaltungsprojekts P_WAC (Project for Wildlife and Apes Conservation).

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Quelle: P_WAC

Ihr Projekt ist auf nachhaltige Entwicklung, Bürgerbeteiligung und die Erhaltung von Tieren ausgerichtet und wurde 2013 in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) ins Leben gerufen. Ihre Ambition? „Den Konflikt Mensch-Wildtier minimieren, indem man der lokalen (und internationalen) Bevölkerung den ökonomischen Wert zeigt, den der Schutz einer vom Aussterben bedrohten Art hat.“In einem Exklusivinterview mit der Holidog Times erzählte Amandine mehr über ihr Projekt, ihren Alltag im Kongo und ihre Ambitionen für die Zukunft.

Örtliche Gemeinschaften im Dienst der Tiere

Amandine geht es nicht nur darum, die Menschenaffen zu schützen, die vom Aussterben bedroht sind. Ihr Ziel ist noch viel größer, da sie großen Wert darauf legt, die Dorfbewohner in die Erhaltung der Affen und ihrer Umgebung einzubeziehen.

Ich habe schon mehrere Jahre an Projekten mit Schimpansen in Kongo-Brazzaville gearbeitet. Ich habe auch mit Bonobos in einem Forschungszentrum in der DR Kongo gearbeitet. Ich mochte die Umgebung immer, aber ich fand, dass es nicht genügend Interaktion mit den Dorfbewohnern gab und dass wir die örtliche Bevölkerung nicht genügend berücksichtigt haben. Wir gaben ihnen Arbeit, aber es gab keine wirkliche Aufteilung. 2013 beschloss ich also, mein Projekt zu starten. Die Idee war wirklich, ein Erhaltungsprojekt für Schimpansen in die Wege zu leiten, indem man die örtlichen Gemeinschaften einbezog, vor allem die Frauen.
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Quelle: P_WAC

Im Herzen des Projektes steht die Sensibilisierung. Wie sie selbst sagte, werden die Gesetze zugunsten der Wildtiere in Ländern, die von Korruption verwüstet werden, nicht befolgt. Es ist deshalb lebenswichtig, das Bewusstsein für das Schicksal dieser Spezies zu wecken, die meistens wegen ihres Fleisches gewildert werden.

Und es gibt einen schrecklichen Mangel an Informationen. In der Zone, in der wir sind, wussten die Leute anfangs nicht, dass Tiere geschützt werden. Für sie sind sie nur gut zum essen. Wir versuchen also, die Dorfbewohner darüber zu informieren, dass es Tiere wie Schimpansen gibt, die Teil des Erbes des Kongos sind, und dass man sie für die nächsten Generationen erhalten und schützen muss.

Die Organisation ist auch in Frankreich tätig. Dort organisieren Freiwillige Konferenzen und bringen Interessierten mehr zu diesem Thema bei.

„Die kleinen werden ihren Müttern weggenommen, um als Haustiere verkauft zu werden“

Der Grund, aus dem die Affen im Kongo noch nicht als geschützte Art angesehen werden, ist lediglich, dass sie meistens noch als essbares oder gut zu verkaufendes Gut angesehen werden.

Man muss wissen, dass alle Tiere, die im Wald leben, wegen ihres Fleisches gejagt werden. Im Falle der Affen werden die Erwachsenen wegen des Fleisches gejagt. Die Kinder, die in der Regel an den Armen ihrer Mutter hängen, werden ihnen weggenommen, um als Haustiere verkauft zu werden. Die örtliche Bevölkerung sperrt sie in Käfige und sie dienen ihnen als Wachhunde. Die Primaten sind territoriale Lebewesen, also werden sie schreien, wenn jemand in das Haus einer Person geht. Wenn das nicht funktioniert, werden sie gegessen. So viel zu den kleinen Affen. Die Schimpansen haben das gleiche Schicksal. Allerdings kosten sie viel mehr, weil es meistens der wohlhabende Teil der Bevölkerung ist, der Zugang zu diesen Tieren hat. 

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Mongo und Youyou, zwei weibliche Schimpansen, die von Amandine gerettet wurden - Quelle: P_WAC[/caption]Um diesem Vorgehen entgegenzuwirken, beauftragte P_WAC „Öko-Wachen“. Diese haben die Aufgabe, die Sicherheit der Primaten zu gewährleisten, indem sie vor allem den Wald auf Fallen durchsuchen.

Wir als Nichtregierungsorganisation haben nicht das Recht, die Tiere mitzunehmen. Dies wird von den örtlichen Behörden erledigt, die uns die Tiere anschließend zur Rehabilitation anvertrauen. 

Ein Rehabilitationszentrum für Primaten

Aber was macht man mit den geretteten Tieren? Wie bringt man den Affen, die ihr Leben lang gejagt wurden, wieder bei, in der Natur inmitten von Artgenossen zu leben? Auch hier wissen Amandine und ihr Team aus Freiwilligen, was zu tun ist.

In diesem Gebiet haben wir ein Rehabilitationszentrum für Primaten aufgebaut. Das ist so was wie ein Gesundheitszentrum. Wir nehmen Primaten auf, die Opfer von Wilderei wurden. [...] Wir haben ein Zentrum mitten im Wald; eine Quarantäne-Zone für die Tiere, die ankommen, um das Übertragen von Krankheiten zu vermeiden. Nachdem sie die Quarantäne überquert haben, nehmen wir die kleinen Affen und und gehen mit ihnen im Wald spazieren, damit sie das wilde Leben wieder kennenlernen. Gleichzeitig sind wir dabei, eine große Einrichtung für Schimpansen zu errichten, um sie wieder an das Leben in der Natur zu gewöhnen. 

Momentan kümmert Amandine sich um zwei Schimpansen-Weibchen. Youyou und Mongo sowie sieben kleinen Rotschwanzäffchen wurden erst vor Kurzem gerettet.[caption id="attachment_52560" align="alignnone" width="686"]

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Mongo in den Armen von Amandine - Quelle: P_WAC[/caption]Um Spenden zu sammeln, damit sie das Gehege für die zwei Primaten errichten können, und um die Wachleute und andere Dorfbewohner zu bezahlen, die sich am Projekt beteiligen, wird P_WAC am 17. Juni an der VeranstaltungCourse des Héros in Lyon, Frankreich teilnehmen. Diese wird jedes Jahr geplant, um Organisationen wie der von Amandine zu helfen, ihre Projekte zu finanzieren.

„Das ist ein Projekt fürs Leben“

Als wir Amandine nach einer Sache fragten, die sie während ihrer Zeit im Kongo am meisten geprägt hat, antwortete sie:

Im Alltag ist das, was mich am meisten bewegt, zum Beispiel diese kleinen Affen zurückzuholen. Sie haben die Jagd erlebt, ihre gesamte Gruppe sterben sehen, sie wurden an Motorräder gebunden, um als Haustiere verkauft zu werden, sie haben den Stress auf der Straße außerhalb des Waldes mitbekommen. Wenn wir kommen, um sie wieder mitzunehmen, weiß ich nicht, ob sie es spüren oder nicht, aber sie schenken uns all ihr Vertrauen. Das ist etwas, das mich wirklich berührt. Sie erleben viele hässliche Dinge durch die Hand des Menschen und sobald sie sich wohl fühlen, vertrauen sie uns und wir werden die Ersatzmütter oder -väter. Das ist einfach unglaublich. 

An einem Projekt wie diesem mit den Schimpansen oder Affen im Allgemeinen zu arbeiten, ist wie Amandine sagt „ein Langzeitprojekt, das ist ein Projekt fürs Leben“.[caption id="attachment_52561" align="alignnone" width="724"]

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Mongo und Youyou im Wald - Quelle : P_WAC[/caption]P_WAC hat das Ziel, sich weiterzuentwickeln, andere Menschen für die Situation der Menschenaffen zu sensibilisieren und mehr Subventionen zu erhalten, um zu einer entscheidenden Etappe voranzuschreiten: das Projekt zu professionalisieren. Die Spenden dienen der Finanzierung der Rehabilitationsgehege, aber auch als Gehälter für die Dorfbewohner und -bewohnerinnen.Amandine würde gerne in der Folge Frauen einstellen, die Früchte anbauen, von denen sich die Affen ernähren, aber auch ein Sozialprojekt namens „groupement rural pour les femmes“ (dt. ländliche Vereinigung für Frauen) finanzieren.

Einbeziehen heißt für mich nicht einfach nur, eine Arbeit zu geben. Es soll bewirken, dass die Personen mit mir zusammenarbeiten, um das Projekt zu meistern, und dass sie selbst auch Projekte durchführen. Für mich fehlte das bei den anderen Projekten, für die ich vorher gearbeitet habe.
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Quelle: P_WAC

Wenn ihr Amandine und ihr Projekt mit einer Spende unterstützen möchtet, könnt ihr das hier tun.Um mehr über P_WAC zu erfahren oder als freiwilliger Helfer im Kongo zu arbeiten, könnt ihr euch auf ihrer Internetseite informieren (englische und französische Version).